Im Rahmen der Tarifrunde 2023 wird über die zukünftige Entlohnung von mehr als 10 Millionen Beschäftigten verhandelt. Das Jahr beginnt dabei gleich mit einer der größten Gruppe von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Zum Ende des vergangenen Jahres lief nämlich der Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst bei Bund und Gemeinden sowie etwa den Landschaftsverbänden Westfalen-Lippe und Rheinland aus. Insgesamt mehr als 2,5 Millionen Beschäftigte sind vom TVöD, dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst, betroffen- Ab dem 24. Januar wird verhandelt. Die Arbeitnehmerseite fordert unter anderem 10,5 Prozent beziehungsweise 500 Euro mehr Gehalt für alle Mitarbeitenden, 200 Euro mehr für Azubis, Studierende, Praktikantinnen und Praktikanten sowie eine unbefristete Übernahme von Auszubildenden. Die Arbeitgeberseite bezeichnet die Forderungen in einer Pressemitteilung erwartungsgemäß als „nicht darstellbar“. Die Verhandlungsführerin Katrin Welge, Präsidentin der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände, erwartet daher eine „sehr herausfordernde“ Tarifrunde.
Ebenfalls zum Jahresstart werden auch bei der Deutschen Post AG und in der Zeitarbeit neue Tarifverträge ausgehandelt, unter die zusammen noch einmal knapp 900.000 Menschen fallen. Um potenzielle Lohnsteigerungen für rund 6,5 Millionen Beschäftigte geht es im weiteren Verlauf des Jahres. Unter anderem sind hiervon die Tarifverträge für etwa 2,5 Millionen Menschen im Einzelhandel betroffen. Dort laufen die Verträge in den unterschiedlichen Regionen zwischen März und Juni aus. Dasselbe gilt für rund 1,2 Millionen Beschäftigte im Groß- und Außenhandel. Später im Jahr ist dann schließlich noch der öffentliche Dienst der Länder (ohne Hessen) dran. Davon sind noch einmal knapp eine Million Beschäftigte betroffen.
In unserer Übersicht finden Sie die Kündigungstermine der wichtigsten in diesem Tarifjahr auslaufenden Verträge. Bei der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung finden Sie eine ausführliche Liste auch kleinerer Branchen.
Info
Übersicht: Die Kündigungstermine zur Tarifrunde 2023
Dezember 2022:
- Öffentlicher Dienst (vor allem Bund und Gemeinden) (2.777.000 Beschäftigte)
- Deutsche Post AG (160.000 Beschäftigte)
- Zeitarbeit (735.000 Beschäftigte)
- Bewachungsgewerbe (152.000 Beschäftigte)
Februar 2023
- Deutsche Bahn AG (119.000 Beschäftigte)
März 2023
- KFZ-Gewerbe (410.000 Mitarbeitende)
- Einzelhandel Hessen, Saarland, Baden-Württemberg (593.000 Beschäftigte)
April 2023:
- Groß- und Außenhandel (1.175.000 Beschäftigte)
- Einzelhandel Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Bremen, NRW, Rheinland-Pfalz, Bayern (1.584.000 Beschäftigte)
Mai 2023:
- Einzelhandel Sachsen-Anhalt, Thüringen, Sachsen (212.000 Beschäftigte)
Juni 2023
- Einzelhandel Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg (234.000 Beschäftigte)
Juli 2023
- Privates Verkehrsgewerbe (Speditionen, Güterverkehr) Sachsen-Anhalt, Sachsen (57.000 Beschäftigte)
September 2023:
- Öffentlicher Dienst Länder (ohne Hessen) (939.000 Beschäftigte)
November 2023
- Holz und Kunststoff verarbeitende Industrie (179.000 Beschäftigte)
Mehrere große Branchen „fehlen“ im Tarifjahr 2023. So wurde etwa in der Elektro- und Metallindustrie im Herbst 2022 eine Einigung erzielt, die eine Laufzeit von 24 Monaten vorsieht.
Matthias Schmidt-Stein koordiniert als Chef vom Dienst die Onlineaktivitäten der Personalwirtschaft und leitet die Onlineredaktion. Thematisch beschäftigt er sich insbesondere mit dem Berufsbild HR und Karrieren in der Personalabteilung sowie mit Personalberatungen. Auch zu Vergütungsthemen schreibt und recherchiert er.