Wie unterscheidet sich der typische Start-up-Mitarbeitende von den Beschäftigten in anderen Unternehmen? Eine Studie legt nahe, dass zum Beispiel das Alter und den Bildungsstand betreffend, Mitarbeitende in Start-ups recht homogen sind. Sie können weitestgehend arbeiten, wo und wann sie wollen, Angebote für die mentale und körperliche Gesundheit sind dagegen weniger verbreitet. Das sind Ergebnisse der neuen Studie „The Next Frontier: Exploring the Evolution of Work in Startups and Corporates“ des Startup-Verbandes in Kooperation mit dem Beratungsunternehmen Accenture. Hierfür wurden mehr als 800 Start-up-Mitarbeitende in Deutschland sowie Gründer und Gründerinnen befragt. Die Studie lag unserer Redaktion vorab vor.
Start-up-Mitarbeitende sind im Durchschnitt 32 Jahre alt
Dass die Mitarbeitenden in Start-ups jünger sind als in den meisten anderen Unternehmen in Deutschland, überrascht nicht. Doch wie groß die Altersdifferenz zu anderen Organisationen ist, vielleicht schon. 70 Prozent der Start-up-Mitarbeitenden sind jünger als 35 Jahre und nicht einmal jeder oder jede Zehnte ist älter als 44 Jahre. Zum Vergleich: In der Gesamtheit der arbeitenden Bevölkerung ist fast jeder und jede Zweite älter als 44 Jahre.
Externer Inhalt von Datawrapper
Um externe Inhalte anzuzeigen, ist Ihre widerrufliche Zustimmung nötig. Dabei können personenbezogene Daten von Drittplattformen (ggf. USA) verarbeitet werden. Weitere Informationen.
Nicht nur jung, sondern auch akademisch sind Start-up-Mitarbeitende. Mit einem Anteil in Höhe von 86 Prozent gibt es deutlich mehr Akademikerinnen und Akademiker in Jungunternehmen als in der Gesamtbevölkerung, bei der etwa jede und jeder Vierte einen Hochschulabschluss hat. Dies könnte ein Indiz dafür sein, weshalb der Anteil der jüngsten Altersgruppe, der Unter-24-Jährigen, in Start-ups mit 9 Prozent sogar etwas kleiner ist als in der Gesamtheit der arbeitenden Bevölkerung (10 Prozent). Wer nach dem Abitur und vor dem Berufseinstieg studiert, bei einer durchschnittlichen Studienzeit von vier Jahren, wie das Statistische Bundesamt für das Jahr 2021 angibt, ist durchschnittlich älter als Personen, die beispielsweise einen Realschulabschluss und dann eventuell eine Ausbildung gemacht haben. Letztere sind in Start-ups kaum zu finden und daher ist der Anteil an Menschen unter 24 Jahren eher gering, obwohl Start-ups zeitgleich junge Menschen anziehen.
Anerkennung ist wichtiger als das Einkommen
Was ist den Menschen, die in Start-ups arbeiten, wichtig? Auch das erfragten die Studienmacher und -macherinnen. Besonders relevant finden sie bei der Arbeit Flexibilität (36 Prozent wichtig, 50 Prozent sehr wichtig) und die Möglichkeit, etwas Neues zu lernen (39 Prozent wichtig, 45 Prozent sehr wichtig). Bei Ersterem scheinen die Mitarbeitenden auf ihre Kosten zu kommen, denn die flexible Einteilung der Arbeitszeit empfinden fast 80 Prozent in ihrem Unternehmen als gut oder sehr gut. Das Angebot eines flexiblen Arbeitsorts schätzen 85 Prozent als gut oder sehr gut ein. Der zweitwichtigste Punkt, etwas Neues zu lernen, findet in etwa 80 Prozent der Start-ups vor allem „on-the-job“ statt. 37 Prozent der Start-ups mit weniger als 50 Mitarbeitenden bieten der Belegschaft zufolge aber auch umfangreiche Angebote bei der betrieblichen Weiterbildung an – und nicht nur nebenbei. Hat ein Start-up mehr als 50 Beschäftigte, wächst dieser Anteil an betrieblicher Weiterbildung auf 52 Prozent an.
Zu den Prioritäten bei der Arbeit wurden weitere Faktoren abgefragt. Das Gefühl zu haben, dass die eigene Arbeit von Bedeutung ist – oder auch einen Purpose zu spüren –, ist 36 Prozent wichtig und 46 Prozent sehr wichtig. Das Einkommen (65 Prozent sehr wichtig oder wichtig) kommt erst an fünfter Stelle – noch nach der Anerkennung im Job (74 Prozent sehr wichtig und wichtig). Dass das Einkommen mit 65 Prozent für vergleichsweise wenige Beschäftigte Priorität hat, trifft sich gut, denn nur 16 Prozent sind zufrieden mit ihrem Gehalt und vergaben 9 oder 10 Punkte auf einer 10er-Skala für die Einkommenszufriedenheit.
Während diese Prioritäten noch recht nah beieinander liegen, ist die Arbeitsplatzsicherheit weiter abgeschlagen und nur für 41 Prozent sehr wichtig oder wichtig. Das ist weniger als die Hälfte bei dem Rest der arbeitenden Bevölkerung, denn einer Studie von Deloitte zufolge ist es 87 Prozent von ihnen wichtig oder sehr wichtig, einen sicheren Job zu haben – allerdings bezieht sich die Studie auf Europa und stammt aus dem Jahr 2018. Allzu wichtig sollte die Jobsicherheit den Start-up-Angestellten auch nicht sein, bedenkt man, dass es meist Jahre dauert, bis ein Unternehmen schwarze Zahlen schreibt. Stattdessen sind sie oft abhängig von Investoren und Investorinnen. Derzeit sprechen Experten und Expertinnen von einer Entlassungswelle bei den Start-ups.
Weniger Zustimmung bei Teilzeit- und Mental-Health-Angeboten
Geht es darum, was Start-ups anbieten, um Beruf und Familie zu vereinbaren oder die Gesundheit der Beschäftigten zu fördern, haben die Jungunternehmen noch Nachholbedarf. Die Möglichkeit, in Teilzeit zu arbeiten, haben 26 Prozent der Befragten als sehr gut eingeschätzt, 29 Prozent empfinden sie als gut. Zwar hat nicht jeder Teilzeit-Beschäftigte ein Kind und nicht jedes Elternteil will in Teilzeit arbeiten, doch ein stärkeres Angebot, in Teilzeit arbeiten zu können, könnte für Unternehmen den Arbeitsmarkt zu hochqualifizierten Müttern und Vätern öffnen. Mit 28 Prozent haben Angestellte in Start-ups etwas seltener Kinder als Beschäftigte im Rest der arbeitenden Bevölkerung – hier sind es 39 Prozent.
Die Angebotslage für die körperliche Gesundheit schätzen sie in 17 Prozent der Fälle als sehr gut ein, in 30 Prozent als gut. Hinsichtlich der Angebote für die mentale Gesundheit sind es weniger: 12 Prozent sehen bei ihrem Start-up ein sehr gutes, 27 Prozent ein gutes Angebot. Jeder und jede Dritte gibt bei dieser Frage an, dass das Angebot für Mental Health noch nicht einmal „eher gut“ ist.
Und würden die Mitarbeitenden denn auch bei ihrem nächsten Job oder beruflichen Schritt in einem Start-up oder Scale-up arbeiten? Drei von zehn Personen schon. Fast genauso viele gaben schließlich an, mit ihrem Job zufrieden zu sein und vergaben 9 oder 10 Punkte auf einer 10er-Skala. 23 Prozent würden aber in einem kleinen oder mittelgroßen Unternehmen arbeiten und 13 Prozent in einem großen Unternehmen. Auf vergleichsweise wenig Menschen färbt das Unternehmertum der Gründer und Gründerinnen ab, denn 6 Prozent würden selbst gründen und ebenso viele sich selbstständig machen.
Info
Die Studie „The Next Frontier: Exploring the Evolution of Work in Startups and Corporates“ des Startup-Verbandes können Sie hier herunterladen.
Gesine Wagner betreut als Chefin vom Dienst Online die digitalen Kanäle der Personalwirtschaft und ist als Redakteurin hauptverantwortlich für die Themen Arbeitsrecht, Politik und Regulatorik. Sie ist weiterhin Ansprechpartnerin für alles, was mit HR-Start-ups zu tun hat. Zudem verantwortet sie das CHRO Panel.

