Frage an die HR Werkstatt: Wie kann die Mitarbeiterentwicklung durch schwierige Zeiten helfen?
Es antwortet: Dr. Nicolas Stephan, Mitgründer von Sparrks
In schwierigen Zeiten kann eine zielgerichtete Mitarbeiterentwicklung ein wichtiges Instrument sein, um als Unternehmen Veränderungsprozesse zu meistern und Erfolg zu erzielen. Wir werden uns ansehen, wie eine gezielte Mitarbeiterentwicklung Unternehmen dabei helfen kann, nicht nur Krisenzeiten, sondern auch langfristig eine erfolgreiche Zukunft zu gestalten.
Warum Mitarbeiterentwicklung gerade in Krisenzeiten wichtig ist
Veränderungen sind auch im unternehmerischen Alltag unvermeidlich. Für den langfristigen Unternehmenserfolg ist es unerlässlich, sich den ständig verändernden Marktsituationen anzupassen. Leider werden in der Realität mehr als 70 Prozent aller Veränderungsprozesse als „nicht erfolgreich“ eingeordnet. Grund dafür ist meistens die Unterschätzung der menschlichen Komponente.
Die Mitarbeitenden sind essentiell für den Unternehmenserfolg, gerade während Transformationen. Der Schlüssel zum nachhaltigen Erfolg liegt darin, die Kompetenzen der Mitarbeitenden zielführend zu stärken und zu nutzen. Eine solide und umfassende Strategie, die unter Einbeziehung der Mitarbeitenden erarbeitet wurde, gibt einem Unternehmen die nötige Stabilität für Wachstum und Innovation in stürmischen Zeiten.
So wird Mitarbeiterentwicklung
Mit Widerstand gegen Veränderungen umzugehen ist der schwierigste, aber auch wichtigste Teil von Veränderungsprozessen. Aus sogenannten Change-Detraktoren, die dem Wandel kritisch und behindernd gegenüberstehen, müssen Change-Promotoren werden, die sich auf die Chancen von Herausforderungen konzentrieren und hinter dem Veränderungsprozess stehen.
Um das zu erreichen, ist es essentiell, mittels transparenter und authentischer Kommunikation mehr über die Erwartungen und Bedürfnisse der Mitarbeitenden zu erfahren – und ihr Vertrauen zu gewinnen. Denn damit sich Mitarbeitende mit dem Unternehmen und ihrer neuen Rolle identifizieren, und um Engagement und Produktivität zu steigern, muss auf die Bedürfnisse und Ängste der einzelnen Mitarbeitenden eingegangen werden. Dadurch wird Entwicklungs- und Unterstützungsbedarf offensichtlich und kann sinnvoll angegangen werden. Anstatt One-fits-all-Lösungen zu präsentieren, sollten gemeinsam klare Fahrpläne für die einzelnen Mitarbeitenden entwickelt werden. Planen Sie deshalb regelmäßige Mitarbeitergespräche ein und implementieren Sie Feedback-Tools.
Ausgehend davon können gezielt Upskilling-Methoden ausgewählt und eingesetzt werden, die das Potential Ihrer Mitarbeitenden entfalten. Indem Sie den Mitarbeitenden ermöglichen, persönlich und fachlich zu wachsen, gewinnen Sie neue Talente, ohne in Neueinstellungen zu investieren. Konkrete Maßnahmen dieses Quiet Hiring genannten Vorgehens können zum Beispiel Coachings, interne oder externe Workshops, Mentoring- und Trainee-Programme oder auch Selbstlernprogramme sein. Der Mehrwert ist klar: die Mitarbeitenden fühlen sich auch in schwierigen Zeiten sicherer und besser auf neue Rollen vorbereitet und erfahren, dass Veränderungen nicht beängstigend, sondern vor allem bereichernd sein können. Für Unternehmen bedeutet dies motivierte, unterstützende Mitarbeitende, die das Beste aus sich herausholen.
Um sicherzustellen, dass Maßnahmen wie Coachings, Workshops et cetera nicht ins Blaue laufen, ist es wichtig, regelmäßig ihren Erfolg zu überprüfen. Hierfür eignen sich ebenfalls regelmäßige Mitarbeitergespräche im Abgleich mit den Unternehmenszielen. Kontinuierliches, gegenseitiges Feedback, kombiniert mit einer vertrauensvollen Unternehmenskultur, ermöglicht die Bewertung der Übereinstimmung der Ziele von Unternehmen und Mitarbeitenden sowie den Erfolg von Maßnahmen. Vielleicht haben sich neue Coachingbedarfe zum Thema Führung entwickelt oder es braucht ein Selbstlernprogramm für eine neuerdings relevante fachliche Fähigkeit? Zögern Sie nicht, die Mitarbeiterentwicklungsstrategien der Vergangenheit von Zeit zu Zeit zu überdenken und zu verändern. Flexibilität ist ein Baustein, um aus Krisenzeiten das Beste zu machen.
Vorausschauende Mitarbeiterentwicklung praktizieren
Um zu verhindern, dass Unternehmen zu spät auf Veränderungen reagieren und deshalb unnötigerweise Mitarbeitende verlieren und Produktivität einbüßen, sollte die Mitarbeiterentwicklung kontinuierlich und proaktiv erfolgen. Entscheidungstragende sollten wissen, welche Skills ihre Mitarbeitenden in Zukunft benötigen werden. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen die Unternehmensziele klar sein, diese kommuniziert werden und daraus abgeleitete Anforderungen an jede Funktion und jedes Level ausgearbeitet werden. Dies ist die Grundlage für strukturierte, zielorientierte Mitarbeitergespräche, die regelmäßig, quartalsweise bis jährlich, erfolgen sollten.
Das ermöglicht den Entscheidungstragenden, rechtzeitig die richtigen Maßnahmen zur Mitarbeiterentwicklung zu ergreifen, um einer zukünftigen Krise bestmöglich vorbereitet gegenüberzutreten. Dabei helfen Weiterbildungen für die Entscheidungstragenden, in denen Kompetenzen wie strategisches Denken, Mitarbeiter-Führung und -Kommunikation sowie Resilienz gestärkt werden. Mit proaktiv agierenden Entscheidungstragenden und Anreizen für High Potentials, die das Unternehmen besonders gut unterstützen können, sind die Voraussetzungen für ein vorausschauendes, erfolgversprechendes Krisenmanagement erfüllt.
Entwicklung fachlicher und sozialer Kompetenzen
Veränderungsprozesse sind keine leichte Aufgabe – aber mit Investitionen in die Mitarbeiterentwicklung können Unternehmen ihr Potenzial ausschöpfen und auch in schwierigen Zeiten langfristig erfolgreich sein. Durch die Entwicklung fachlicher und sozialer Kompetenzen, beispielsweise mittels Coachings oder Workshops, können Mitarbeitende schneller auf Veränderungen reagieren und sie als Chance begreifen. Gut ausgebildet und in Veränderungsprozesse eingebunden, sind die Mitarbeitenden wesentlicher Bestandteil der Krisenbewältigungsstrategie erfolgreicher Unternehmen, die Herausforderungen meistern wollen.
Autor
Dr. Nicolas Stephan gründete 2021 zusammen mit Jakob Hansen Sparrks, ein Unternehmen für Business-Coachings. Ziel von Sparrks ist es, die Führungsleistung durch zielgerichtetes und effektives Coaching nachhaltig zu steigern.