Auszubildende haben 2022 durchschnittlich so gut verdient wie nie zuvor. Die tarifliche Ausbildungsvergütung stieg erstmals über 1.000 Euro brutto monatlich. Das geht aus der aktuellen Erhebung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) hervor. Demnach ist der Lohn der Azubis, die ein tarifgebundenes Gehalt erhalten, 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 4,2 Prozent gestiegen. Das sind knapp zwei Prozent mehr Anstieg als von 2020 auf 2021.
Über alle Ausbildungsjahre verdienen die Lehrlinge im Schnitt 1.028 Euro. Je nach Branche und Beruf zeigen sich allerdings große Unterschiede. Ein hohes Gehalt finden Auszubildende vor allem im öffentlichen Dienst (1.114 Euro) vor, sowie in der Industrie und dem Handel (1.081 Euro), in der Hauswirtschaft (1.034 Euro) und in der Landwirtschaft (1.002 Euro). Deutlich schlechter verdienen sie in den freien Berufen (946 Euro) und im Handwerk (930 Euro).
Gutverdiener und schlechter Bezahlte
Berufe, in denen Arbeitgeber ihre Lehrlinge gut bezahlen, sind:
- Zimmerer/ Zimmerin (1.254 Euro)
- Maurer/ Maurerin (1.209 Euro)
- Rohrleitungsbauer/ Rohrleitungsbauerin (1.192 Euro)
- Bankkaufmann/ Bankkauffrau (1.201 Euro)
Demgegenüber stehen Berufe, in denen die Ausbildungsvergütung gering ist:
- Maler und Lackiererin (848 Euro)
- Bäcker/ Bäckerin (782 Euro)
- Schornsteinfeger/ Schornsteinfegerin (723 Euro)
- Friseur/ Friseurin (675 Euro)
- Orthopädieschuhmacher/ Orthopädieschuhmacherin (652 Euro)
Die tarifliche Ausbildungsvergütung stieg mehr an, als die Gehälter der restlichen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Wie eine Auswertung des Statistischen Bundesamts zeigt, haben Mitarbeitende im Schnitt im vergangenen Jahr ganze 3,4 Prozent mehr als im Vorjahr von ihrem Arbeitgeber erhalten. Anders als in der Auswertung des BIBB werden zu den 3,4 Prozent noch Sonderzahlungen wie beispielsweise die Inflationsprämie mit einberechnet. Wäre das bei der tariflichen Ausbildungsvergütung auch der Fall, könnte diese unter Umständen noch etwas höher liegen.
Ihren Lebensunterhalt zu finanzieren, wird für die Auszubildenden trotz der Gehaltserhöhung nicht leichter – im Gegenteil. Denn die höhere Vergütung kann die Inflationsrate – die Verbraucherpreise sind um 7,9 Prozent angestiegen – nicht ausgleichen, weshalb die Azubis mit einem geringeren Reallohn auskommen müssen.
Lena Onderka ist redaktionell verantwortlich für den Bereich Employee Experience & Retention – wozu zum Beispiel auch die Themen BGM und Mitarbeiterbefragung gehören. Auch Themen aus den Bereichen Recruiting, Employer Branding und Diversity betreut sie. Zudem ist sie redaktionelle Ansprechpartnerin für den Deutschen Human Resources Summit.