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Copetri: Innovativ nach vorne gehen

Pionierarbeit leisten und experimentieren – dazu riefen zahlreiche Speakerinnen und Speaker bei der Copetri Convention in Offenbach am Main auf. Laut den Veranstaltern hatten sich für zwei Tage mehr als 4.000 Menschen aus der HR-, Start-up und New-Work-Szene auf dem Veranstaltungsgelände Fredenhagen zusammengefunden. Netzwerken, Denkanstöße und das gegenseitige Mutmachen, als Erste oder Erster im Unternehmen innovative Projekte heranzubringen, standen klar im Fokus des Events. Mit 230 Veranstaltungen und mehr als 270 Vortragenden war das Programm prall gefüllt.

Arzt und Kult-Kabarettist Eckart von Hirschhausen startete die Eröffnungsdiskussion und stellte fest: „Für einen Kulturwandel brauchen wir Vorreiter“. Transformation müsse im Kopf entstehen. „Manchmal braucht es nur einen Moment, um die Welt zu verändern. Ich wünsche euch heute einen solchen Moment!“

Das sind große Ambitionen, die auch die beiden Veranstalter Nadine Jäger und Ralf Hocke hatten. Hierfür neue Speakerinnen und Speaker zu finden, die frische Impulse liefern, war wohl keine leichte Aufgabe. Gelungen ist es den beiden dennoch, auch wenn die üblichen New-Work-Diskussionen rund um menschenzentrierte Führung, Fehlerkultur, Agilität und Remote Work erneut einen großen Teil des Programms ausmachten.

Neue Art der Beteiligung

Denkanstöße gab es vor allem in der Diskussionsrunde zum Thema Web.3 und Metaverse. Die noch recht neuen und sich stetig weiterentwickelnden digitalen Infrastrukturen basieren auf einer Form der Mitbeteiligung, die die derzeitige Macht von Tech-Riesen wie Google, Amazon und Facebook einschränken könnte. „Alles, was wir im Internet tun und posten, gehört nicht uns“, sagte Sophia Rödiger, CEO von Blockchain-Anbieter bloXmove. Das soll sich durch die neue Infrastruktur verändern. In ihr können User Daten kaufen und an ihrer Verbreitung mitverdienen.

Dieses Prinzip kann laut Carsten Hahn, Professor an der Hochschule Karlsruhe, auch Einzug in Unternehmensstrukturen und Vergütungssysteme erhalten. „Die Mitarbeitenden können sich an den Vermögensgegenständen des Unternehmens beteiligen, sie werden zu Unternehmern im Unternehmen.“ Sebastian Herzog, Co-CEO der Axel Springer hy GmbHnannte ein Beispiel: Ein Forschungsteam, das ein Produkt entwickelt hat, kann einen Teil dieses Produkts besitzen und somit an seinem Gewinn beteiligt werden.

Auch Waldemar Zeiler, Co-Gründer des Hygieneartikelherstellers Einhorn, erzählte, dass er in seinem Start-up die Strukturen auf eine stärkere Mitbeteiligung umgestellt hätte. Sein Unternehmen gleiche seinen Aussagen nach einem Experimentierlabor von New Work. So beschäftige er sich gerade stark damit, wie „Inner Work“ oder auch Persönlichkeitsentwicklung und die Aufarbeitung von Belastungen wie Traumata die Produktivität und Zusammenarbeit in seinem Team verbessern kann.

Coachings, kostenlose Psychotherapie während der Arbeitszeit, Sabbatical-Regelungen und eine Vier-Tage-Woche bei vollem Gehalt seien bei dem Hersteller, der unter anderem vegane Kondome produziert, Teil des Arbeitsalltags genauso wie persönliche Check-ins in jedem Meeting. Auch Katrin Schwerdtner, Head of People & Culture bei Tomorrow, plädierte in ihrem Vortrag dafür, den Talenten im Unternehmen Räume zu schaffen, die gegenseitiges Kennenlernen ermöglichen. „Diese Räume müssen Unternehmen bereitstellen. Daraus erwachsen Ideen und Innovationen.“

Neue Macht des Personal Brandings?

Wie sieht modernes Employer Branding aus? Im Personalwirtschaft-Panel wurde darüber diskutiert. (Foto: Personalwirtschaft)

Die Möglichkeit für ein „menschliches“ Kennenlernen zu erschaffen, funktioniert auch im Employer Branding als hilfreiches Tool. Stichwort: Personal Branding. Im Panel der Personalwirtschaft wurde der Frage nachgegangen, welche Rolle eine starke Aktivität von der Geschäftsführung in den Sozialen Medien im Vergleich zu klassischen Kampagnen und Karrierewebseiten spielt. Letztere beiden bilden das Fundament, während persönliche Posts von Führungskräften einen derzeit wirksamen Trend fürs Employer Branding darstellten.

Ein Trend, der vor allem auch für kleine Unternehmen mit weniger Budget hilfreich sei. „Gerade die kleinen Unternehmen müssen viel machen, um sichtbar zu sein“, sagte Marie Metzler Glass, Head of Talent Attraction & Acquisition bei Capco – The Capital Markets Company. Die Keylearnings der Diskussionsrunde fasste Moderator Erwin Stickling, der Herausgeber der Personalwirtschaft ist, im Nachgang auf Linkedin zusammen.

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Mangelnde Sichtbarkeit betrifft auch heute noch oft Menschen mit Behinderung, obwohl auch in ihnen ein Potenzial liegt, um den Fachkräftemangel zu verringern. Karen Schallert plädiert dafür, auch in dieser Gruppe gezielt nach passenden Talenten zu suchen. Sie habe erlebt, dass diese Menschen oft besonders lösungsorientiert seien und im Arbeitsleben etwas bewegen möchten. Die Geschäftsführerin von HandicapUnlimited – selbst seit einigen Jahren aufgrund einer Erkrankung im Rollstuhl unterwegs – konnte sich vor einiger Zeit in ihrer damaligen Funktion als Personalleiterin selbst nicht vorstellen, eine Person mit Behinderung einzustellen. Doch ihr Bild habe sich verändert. Heute ermuntert sie: „Gehen Sie in den Dialog mit Menschen mit Behinderung!“

Jennifer Weihs, Head of Corporate Human Resources bei der Fresenius Group (li.), sprach im Personalwirtschaft-Slot darüber, wie eine faire Frauenförderung bei Fresenius gestaltet wird. (Foto: Personalwirtschaft)

Das gilt übrigens für alle Diversity-Bemühungen, wie beim zweiten Panel der Personalwirtschaft zum Thema Gender Diversity klar wurde. Wie Jennifer Weihs, Head of Corporate Human Resources der Fresenius Group, sagte, muss Vielfalt integrativ gedacht und immer im Kontext gesehen werden. Damit das gelingt, müsse HR in den Dialog mit der benachteiligten Gruppe gehen, aber auch einen Austausch beispielsweise zwischen Frauen und Männern in einem Unternehmen schaffen. Denn es ginge nicht darum, Menschen in einem gesonderten Raum zu fördern, sondern angepasst in und in ihrem Arbeitsumfeld.

Räume als Werkzeuge der Wissensarbeiter

Dieses Arbeitsumfeld solle durch Vertrauen, Verantwortung, Selbstbestimmung und Sinnerfüllung gefüllt werden, sagte unter anderem Samir Ayoub von der designfunktion Holding in seinem Vortrag. Er erklärte, wie Arbeitsräume dabei helfen können, eine Arbeitswelt zu kreieren, in der diese Werte gelebt werden. Ayoub plädierte für eine durchdachte Gestaltung von Büro- und Meetingräumen. So könnten Mitarbeitende je nach Aufgabe einen passenden Raum finden, etwa eine schalldichte Telefonzelle für vertrauliche Gespräche, eine gemütliche Kaffeeküche für den Austausch oder einen nicht überdimensionierten Meetingraum für ein Treffen mit wenigen Kolleginnen und Kollegen. Generell empfahl er: „Bieten Sie Ihren Mitarbeitern lieber acht bis neun Arbeitsoptionen statt einem fest zugewiesenen Arbeitsplatz an.“

Sein Vortrag – wie auch zahlreiche andere Programmpunkte der Copetri – zeigte: Es geht in der Arbeitswelt der Zukunft darum, auf das Individuum einzugehen, gleichzeitig größere Zusammenhänge zu erkennen und Strukturen dementsprechend anzupassen. Nur so könnten Mitarbeitende in Netzwerken das Unternehmen innovativ voranbringen.  

Lena Onderka ist redaktionell verantwortlich für den Bereich Employee Experience & Retention – wozu zum Beispiel auch die Themen BGM und Mitarbeiterbefragung gehören. Auch Themen aus den Bereichen Recruiting, Employer Branding und Diversity betreut sie. Zudem ist sie redaktionelle Ansprechpartnerin für den Deutschen Human Resources Summit.

Kirstin Gründel beschäftigt sich mit den Themen Compensation & Benefits, Vergütung und betriebliche Altersversorgung. Zudem kümmert sie sich als Redakteurin um das F.A.Z.-Personaljournal. Sie ist redaktionelle Ansprechpartnerin für das Praxisforum Total Rewards.