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Bonuszahlungen binden Mitarbeitende 

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Viele Talente haben überhöhte Erwartungen an ihr Gehalt. Das zumindest sagen Führungskräfte laut der Robert Walters Gehaltsstudie 2024. Knapp sieben von zehn Führungskräften (67 Prozent) äußern sich besorgt über die überhöhten Erwartungen von Talenten an Gehalt und Zusatzleistungen. An der Studie nahmen mehr als 400 Fachkräfte und über 100 Führungskräfte und HR-Verantwortliche in Deutschland teil. 88 Prozent der Personalerinnen und Personaler machen sich generell Sorgen über den Fachkräftemangel.  

Nicht nur setzen die hohen Gehaltserwartungen und der Wunsch nach Boni viele Unternehmen unter Druck, sondern auch weitere Wünsche der Bewerberinnen und Bewerber. Neben dem Gehalt stehen flexible Arbeitsmodelle (68 Prozent), Dienstwagen (50 Prozent), Urlaubsregelung (46 Prozent) und betriebliche Altersvorsorge (40 Prozent) hoch im Kurs bei den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern.  

Aussicht auf Boni bei Jobwahl entscheidend  

Im Detail zeigt sich, dass 66 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die an der Befragung teilnahmen, Bonuszahlungen als ausschlaggebendes Kriterium für ihre nächste Jobwahl ansehen. 44 Prozent der Befragten rechnen allerdings nicht damit, dass sie 2024 einen Bonus erhalten werden.  

Das zeigt, dass viele Arbeitgeber Bonuszahlungen keine große Rolle einräumen. Vielmehr sind diese in vielen Unternehmen zurückgegangen. Vor allem auf oberer Führungsebene ist laut den Ergebnissen der Studie ein markanter Rückgang sowohl in der Wahrscheinlichkeit der Bonuszahlungen als auch in deren Höhe zu verzeichnen.  

Gaben im Jahr 2023 noch drei Viertel (76 Prozent) der Unternehmen an, es sei wahrscheinlich oder sehr wahrscheinlich, dass Personen in höheren Führungsrollen einen Bonus erhalten, sank dieser Wert für das Jahr 2024 auf etwa 59 Prozent. Darüber hinaus hat sich die Höhe der Boni, die für leitende Angestellte bezahlt wird, erheblich reduziert. Wurden 2023 noch Boni in Höhe von 20 Prozent des Gehalts gewährt, prognostiziert die Studie für 2024 nur noch Bonuszahlungen zwischen 6 und 10 Prozent des Gehalts. Diese Zahlen unterstreichen einen klaren Trend zu geringeren Bonuszahlungen, der sich quer durch alle Hierarchieebenen zieht. Auf den höheren Führungsebenen sind die Auswirkungen besonders spürbar. 

Empfehlung: Bonussystem neu ausrichten 

Der starke Wunsch vieler Talente nach Boni sollte Arbeitgeber dazu bewegen, ihr Anreizsystem zu überprüfen und neu auszurichten. Wichtige Kriterien, um Mitarbeitende zu halten, sind nicht mehr nur alternative Anreize wie Karrieremöglichkeiten und flexible Arbeitsmodelle, sondern auch flexible und individualisierte Bonusprogramme. Thomas Hoffmann, Senior Director North bei Robert Walters, sieht sie als wesentlichen Faktor, um herausragende Leistungen zu würdigen. 

Der Vergütungsexperte unterstreicht, dass trotz der Notwendigkeit zur Kosteneinsparung in der aktuell wirtschaftlich unsicheren Zeit ein durchdachtes Bonussystem ein effektives Mittel zur Mitarbeitergewinnung und -bindung ist: „Ein Bonussystem ist nicht nur eine Form der Anerkennung und Belohnung für das gegenwärtige Engagement und die Beiträge der Mitarbeiter, sondern es vermittelt auch Wertschätzung und motiviert für zukünftige Leistungen.“ Wenn Mitarbeitende sich geschätzt fühlten, seien sie eher bereit, ihre Anstrengungen fortzusetzen und so zum langfristigen Erfolg des Unternehmens beizutragen. 

Bonuszahlungen haben darüber hinaus eine ökonomische Komponente. Hoffman erklärt, dass die Kosten dafür, einen Mitarbeiter zu ersetzen, sechs bis neun Monatsgehältern entsprechen könnten. „Im Vergleich dazu stellt ein Bonus oft einen geringeren Kostenfaktor dar.“ Diese Perspektive verdeutliche, dass Investitionen in Bonussysteme nicht nur die Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung erhöhten, sondern auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht sinnvoll sein könnten. Zudem stärke die Einführung maßgeschneiderter Bonusprogramme nicht nur die Position des Unternehmens im Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte, sondern fördere auch eine Kultur der Wertschätzung und der Leistungsbereitschaft. 

Kirstin Gründel beschäftigt sich mit den Themen Compensation & Benefits, Vergütung und betriebliche Altersvorsorge. Zudem kümmert sie sich als Redakteurin um das Magazin "Comp & Ben". Sie ist redaktionelle Ansprechpartnerin für das Praxisforum Total Rewards.