Strategisch ausgerichtet, agiles und menschenzentriertes Arbeiten – mit diesen Worten wird moderne HR-Arbeit oftmals beschrieben. In der Realität sieht es in Personalabteilungen oft noch anders aus. Das geht aus dem HR Transformation Report 2022 der IT-Beratung NTT Data hervor, für den 553 HR-Beschäftigte und -Entscheidungsträger in Deutschland befragt wurden. Vielerorts haben Unternehmen keine klare HR-Strategie, trauen sich, wenn überhaupt, nur langsam an agiles Arbeiten heran und leiden unter Prozesslücken.
43 Prozent der Unternehmen haben keine klare HR Strategie
Vor allem die HR-Abteilungen traditioneller Unternehmen sind immer noch stark auf Administration und Funktionalität ausgerichtet. Bislang verfügen lediglich 38 Prozent der befragten Firmen über eine strategisch ausgerichtete HR-Abteilung, die zur Erreichung der Unternehmensziele beiträgt und auch an diesen gemessen wird. Dahingegen sagen 43 Prozent der Studienteilnehmenden, ihr Unternehmen habe keine klare HR-Strategie.
Ein Teil dieser Strategie könnte es sein, die Bedürfnisse der Belegschaft zu identifizieren und Unternehmensprozesse diesen anzupassen. Dieser Servicegedanke ist allerdings laut dem Report in nur knapp einem Viertel der Unternehmen (23 Prozent) als ein Schwerpunkt der HR-Strategie erkennbar. Hier gibt es laut den Studienverfassern noch deutlich mehr Potenzial, die Mitarbeitenden in den Mittelpunkt zu stellen.
Agile Methoden in Personalabteilung noch nicht stark verbreitet
Luft nach oben gibt es auch, was das agile Arbeiten betrifft. Vor allem in traditionellen Unternehmen sind starre Hierarchien und Zuständigkeiten noch Standard. Doch auch in Organisationen mit anderen Kulturen gaben nur sieben Prozent der Befragten geben an, dass bei ihnen vollständig nach agilen Methoden gearbeitet wird. Anders sieht es bei den signifikant wachsenden Unternehmen aus. Dort arbeiten bereits mehr als 50 Prozent mit agilen Methoden. Firmenübergreifend sagte ein Drittel, bei ihnen werde zumindest teilweise agil gearbeitet. Genauso viele räumen ein, dass die Umstellung auf agile Arbeitsweisen innerhalb der HR-Abteilung Schwierigkeiten bereitet. Das kann auch daran liegen, dass es der Hälfte der Personaler und Personalerinnen an den notwendigen methodischen Fähigkeiten fehlt, um ihre eigenen Tätigkeiten agiler zu gestalten. Um diese Fähigkeiten in die Personalabteilung zu bringen, haben einige Unternehmen neue HR-Rollen eingeführt – wie etwa den Human Network Analyst, den HR Data Detective und den Work From Home Facilitator.
Prozesslücken behindern Effizienz der Personalarbeit
Die agile Arbeit in Kombination mit einer voranschreitenden Digitalisierung könnte auch dabei helfen, Prozesslücken zu schließen, die fast die Hälfte der befragten HR-Experten und -Expertinnen (46 Prozent) beklagt. Sind die Prozesse lückenhaft oder gar nicht definiert, leidet nicht nur die HR-Abteilung, sondern auch die abteilungsübergreifende Zusammenarbeit, beispielsweise beim Onboarding: Wenn hier Prozesse zwischen HR- und IT-Abteilung nicht abgestimmt werden, etwa hinsichtlich der IT-Ausstattung, kann es schnell zu Frustration bei den Neuzugängen kommen. Ein weiteres Studienergebnis: In über der Hälfte der Unternehmen (52 Prozent) bestehen keine definierten Workflows, die den Employee Life Cycle abbilden. Die größten Herausforderungen im Zusammenhang mit der Employee Experience sehen die Befragten beim Recruiting (47 Prozent) und der Mitarbeiterentwicklung (37 Prozent).
Es gibt folglich laut den Studienverfassern Nachholbedarf in den HR-Abteilungen, um sich moderner aufzustellen und ihre Strategie zu entwickeln. Nur so könne diese fest in die Unternehmensstrategie verankert werden.
Der Report kann hier zum Download angefordert werden.
Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.