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Jeder sechste Mitarbeiter hat innerlich gekündigt

Derzeit haben lediglich 15 Prozent der Beschäftigten in Deutschland eine emotionale Bindung zu ihrem Arbeitgeber. Gut zwei Drittel und damit die Mehrheit (69 Prozent) fühlen sich nur wenig gebunden und machen Dienst nach Vorschrift. Die restlichen 16 Prozent und damit fast sechs Millionen Beschäftigte haben gar keine emotionale Bindung zu ihrem Unternehmen und haben bereits innerlich gekündigt; davon sind 650 000 Mitarbeiter aktiv auf Jobsuche. Für den Gallup Engagement Index 2019 wurden zwischen dem 15. Februar und dem 15. März 1000 Arbeitnehmer ab 18 Jahren befragt. Die Ergebnisse sind laut Gallup repräsentativ für die Arbeitnehmerschaft in Deutschland.

Führungskräfte müssen sich bewusst sein, dass sie diejenigen sind, die durch ihr Verhalten einen erheblichen Einfluss auf die Unternehmenskultur haben. Denn emotionale Bindung wird im unmittelbaren Arbeitsumfeld erzeugt“, kommentiert Marco Nink, Regional Lead Research & Analytics EMEA von Gallup, die Zahlen. Innere Kündiger hätten ihren Job nicht als Aussteiger angetreten, sondern verließen das Unternehmen aufgrund der im Arbeitsalltag erlebten Führung, so Nink. Bei 85 Prozent der Berufstätigen werden die Bedürfnisse am Arbeitsplatz nicht oder nur teilweise erfüllt, das stelle Führungskräften kein gutes Zeugnis aus, so die Studie.

Ein Drittel fühlt sich bei digitaler Weiterbildung nicht vom Arbeitgeber unterstützt

Dass sich so viele Mitarbeiter nicht oder wenig an ihren Arbeitgeber gebunden fühlen, hängt mit mehreren Faktoren zusammen. Ein wichtiger Grund besteht darin, dass sich jeder dritte Mitarbeiter (34 Prozent) in Sachen digitale Weiterbildung von seinem Unternehmen nicht unterstützt fühlt. Nur jeder fünfte Befragte (21 Prozent) stimmte der Aussage vollständig zu, dass ihn der Arbeitgeber beim Ausbau der Fähigkeiten und Fertigkeiten unterstützt, um neue digitale Technologien effektiv zu nutzen. Dabei stärkt es die emotionale Zugehörigkeit. wenn Mitarbeiter von außen – von Geschäftsleitung, Führungskräften oder HR-Verantwortlichen – Anstöße zur eigenen Weiterbildung erhalten: Bei Befragten, die sich voll und ganz bei digitaler Weiterbildung unterstützt fühlen, ist die emotionale Bindung mit 27 Prozent gut dreimal so hoch wie bei Mitarbeitern, bei denen das nicht der Fall ist (acht Prozent).

Jeder zweite Deutsche sieht die Notwendigkeit, sich für KI & Co fitzumachen

Was die Digital Readiness betrifft, so ist jeder zweite Studienteilnehmer (50 Prozent) überzeugt davon, die eigenen Kompetenzen ausbauen zu müssen, um im aktuellen Aufgabenbereich effektiver zu arbeiten. Dabei gibt es bei den verschiedenen Altersgruppen – von Babyboomern über die Generationen X, Y bis Z kaum Unterschiede. Jeder dritte Arbeitnehmer (35 Prozent) gibt an, dass im Unternehmen im letzten Jahr neue Technologien eingeführt worden seien und sich die persönliche Arbeitswelt gerade verändert habe. 48 Prozent sagen, damit würden die Anforderungen an ihre Qualifikation steigen und 40 Prozent geben an, dass sich die Anforderungen an ihre Arbeitsleistung erhöhen. 46 Prozent erwarten von der Digitalisierung am Arbeitsplatz aber auch eine höhere Arbeitsproduktivität und 59 Prozent schreiben ihr einen positiven Einfluss auf den Unternehmenserfolg zu.

Die meisten Mitarbeiter bangen für die nächsten fünf Jahre nicht um ihren Job

Auch wenn jeder zweite Befragte denkt, sich digital fortbilden zu müssen und sich jeder dritte Mitarbeiter dabei nicht vom Arbeitgeber unterstützt fühlen, hat mit 90 Prozent die große Mehrheit der deutschen Beschäftigen keine Angst davor, dass ihnen im Zuge der Automatisierung und der Einführung moderner Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) und Roboter innerhalb der kommenden fünf Jahren gekündigt wird. Seit der Umfrage im letzten Jahr hat sich hinsichtlich dieser Zuversicht kaum etwas geändert: 2018 dachten 92 Prozent, der persönliche Arbeitsplatz bleibe in naher Zukunft sicher.

Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.